Wie entsteht Diabetes?
Diabetes entsteht durch eine Störung im Insulinhaushalt. Insulin, ein Hormon, das in der Bauchspeicheldrüse produziert wird, spielt eine zentrale Rolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels. Bei einem gesunden Menschen sorgt Insulin dafür, dass Zucker aus dem Blut in die Zellen transportiert wird, wo er als Energiequelle dient.
Man unterscheidet zwischen zwei Haupttypen von Diabetes:
- Diabetes Typ 1: Dieser Typ tritt häufig in jungen Jahren auf und ist durch einen Mangel an Insulin gekennzeichnet, da das Immunsystem die insulinproduzierenden Zellen angreift.
- Diabetes Typ 2: Hierbei handelt es sich um eine komplexere Form, bei der sowohl eine Insulinresistenz als auch eine unzureichende Insulinproduktion vorliegen.
Risikofaktoren und gesellschaftliche Entwicklungen
Ein wesentlicher Faktor für die Entstehung von Diabetes Typ 2 ist der Lebensstil. Fettleibigkeit, ungesunde Ernährung, Bewegungsmangel und chronischer Stress tragen massgeblich zur Insulinresistenz bei. Erschreckende Zahlen belegen, wie sehr sich unsere Lebensweise verändert hat: Während vor 100 Jahren ein Mensch täglich noch 20 Kilometer zu Fuss zurücklegte, sind es heute im Durchschnitt nur noch 800 Meter. Parallel dazu ist die tägliche Kalorienzufuhr deutlich gestiegen.
Diese ungesunde Entwicklung hat weitreichende Folgen:
- Zwei Drittel der Männer und die Hälfte der Frauen sind übergewichtig.
- Die Zahl der Kinder und Jugendlichen mit Übergewicht oder Fettleibigkeit hat weltweit dramatisch zugenommen.
Symptome von Diabetes
Diabetes kann zu schweren und meist unumkehrbaren Komplikationen führen, die insbesondere die Blutgefässe, Nerven und Nieren betreffen. Zu den typischen Symptomen gehören:
- Diabetes Typ 1: Schnelles Auftreten von starkem Harndrang, Durst und Müdigkeit.
- Diabetes Typ 2: Die Symptome entwickeln sich schleichend und werden oft erst spät erkannt.
Je früher eine Insulinresistenz oder Diabetes diagnostiziert wird, desto besser sind die Behandlungsmöglichkeiten. Regelmässige Vorsorgeuntersuchungen sind daher entscheidend. Neben der ärztlichen Betreuung kann auch eine gezielte manuelle Therapie zur Linderung von Beschwerden beitragen, die durch Diabetes bedingte muskuläre Probleme verursachen.
Diagnose
Die Diagnose von Diabetes erfolgt in der Regel durch verschiedene Bluttests:
- Nüchternblutzucker: Der Nüchternblutzucker oder die Nüchternblutglukose beweist das Vorliegen eines Diabetes, wenn der Wert ≥126 mg/dl bzw. ≥7,0 mmol/l liegt. Der Wert wird morgens vor dem Frühstück bestimmt.
- Gelegenheitsblutzucker: Liegt der Gelegenheitsblutzucker oder die Gelegenheitsblutglukose ≥200 mg/dl bzw. ≥11,1 mmol/l, liegt ein Diabetes vor.
- Oraler Glukosetoleranztest: Hierbei wird der Blutzucker vor und nach der Einnahme einer Zuckerlösung gemessen. Vor und zwei Stunden nach dem Trinken wird der Blutzucker gemessen. Ist er nach zwei Stunden ≥200 mg/dl bzw. ≥11,1 mmol/l, liegt ein Diabetes vor.
- HbA1c-Wert: Dieser Wert gibt Auskunft über den durchschnittlichen Blutzuckerspiegel der letzten sechs bis acht Wochen. Er wird auch als verzuckertes Hämoglobin oder Blutzuckergedächtnis bezeichnet. Ein Diabetes liegt vor, wenn das HbA1c ≥6,5 % bzw. ≥48 mmol/mol liegt.
Massnahmen zur Behandlung von Diabetes
Die Therapie von Diabetes, insbesondere des Typ 2, erfordert eine Kombination aus verschiedenen Massnahmen, die auf wissenschaftlichen Erkenntnissen basieren. Dies sind die wichtigsten Ansätze zur Behandlung von Diabetes:
1. Erhöhte körperliche Aktivität
- Krafttraining: Krafttraining ist eine der effektivsten Methoden zur Verbesserung der Insulinsensitivität und zur Regulierung des Blutzuckerhaushalts. Durch intensives Training, das mindestens 75% der Maximalkraft erfordert, werden vor allem die Fast-Twitch-Muskelfasern aktiviert, was zu einer besseren Kontrolle des Blutzuckers führt.
- Ausdauertraining: Wissenschaftliche Studien empfehlen eine Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining, da beide Trainingsarten unterschiedliche, aber komplementäre Effekte auf den Körper haben. Ausdauertraining hilft vor allem bei der langfristigen Verbesserung der Insulinsensitivität.
2. Ernährungsoptimierung
- Kalorienreduktion: Da Übergewicht eine wesentliche Rolle bei der Entstehung von Diabetes Typ 2 spielt, ist die Reduktion der Kalorienzufuhr ein zentraler Bestandteil der Behandlung.
- Ausgewogene Ernährung: Die Diät bei Diabetes sollte aus pflanzlichen Produkten wie Gemüse, Obst, Vollkornprodukten, Hülsenfrüchten und Nüssen bestehen. Verarbeitete Lebensmittel, Zucker und Salz sollten hingegen möglichst vermieden werden.
3. Reduktion von Bauchfett
- Viszerales Fettgewebe: Ein hoher Anteil an Bauchfett wirkt wie eine Entzündungsdrüse und fördert die Entstehung von Diabetes. Daher ist es wichtig, durch eine negative Energiebilanz (mehr verbrauchen als aufnehmen) dieses Fettgewebe zu reduzieren. Dies kann durch eine Kombination aus erhöhter körperlicher Aktivität und einer angepassten Ernährung erreicht werden.
Diese Massnahmen sind wissenschaftlich fundiert und haben sich in der Praxis als wirkungsvoll erwiesen, um die Symptome von Diabetes zu lindern und das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen .
Operationen als Option
In schweren Fällen, wenn der Körper kein Insulin mehr produziert, kann eine Insulinpumpe oder sogar eine Bauchspeicheldrüsen-Transplantation erforderlich sein. Diese Massnahmen werden jedoch erst in Betracht gezogen, wenn alle anderen Therapien ausgeschöpft sind und weiterhin regelmässige Hyperglykämien bestehen.
Langzeitfolgen und Komplikationen
Unbehandelter oder schlecht kontrollierter Diabetes kann zu schwerwiegenden gesundheitlichen Problemen führen:
- Kardiovaskuläre Erkrankungen: Diabetes erhöht das Risiko für Herzkrankheiten und Schlaganfälle.
- Dyslipidämie: Eine Störung des Fettstoffwechsels, die das Risiko für Arterienverkalkung erhöht.
- Beeinträchtigung der Blutgefässe: Diabetes kann zu einer Versteifung und Verdickung der Blutgefässwände führen, was die Durchblutung beeinträchtigt. Diese Durchblutungsstörungen können die Nierentätigkeit beeinträchtigen, sowie zu Schädigungen der Augen führen und periphere Nerven schädigen (Polyneuropathie), was zu Gefühlsstörungen in den Händen und Füssen führen kann.
- Chronische Entzündungen: Ein dauerhaft entzündlicher Zustand im Körper, der das Fortschreiten von Diabetes und die Entstehung weiterer Komplikationen fördert.
Um die Durchblutung zu verbessern und Schwellungen zu reduzieren, könnte eine Lymphdrainage hilfreich sein. Diese Therapie unterstützt den Lymphfluss und kann diabetischen Patienten zugutekommen, die unter Ödemen leiden.
Mythen rund um Diabetes
Es kursieren viele Mythen über Diabetes, die häufig zu Missverständnissen führen. Einige davon lauten:
- „Bei Diabetes muss ich immer Insulin spritzen.“ Das stimmt nicht zwangsläufig. Besonders bei Diabetes Typ 2 kann eine Kombination aus Bewegung und Ernährungsumstellung ausreichen, um den Blutzuckerspiegel zu kontrollieren.
- „Diabetes ist gar nicht so schlimm.“ Tatsächlich gehört Diabetes zu den weltweit häufigsten Todesursachen.
- „Krafttraining ist bei diabetischer Polyneuropathie gefährlich.“ Neuere Studien zeigen, dass auch Menschen mit diabetischer Polyneuropathie von Krafttraining profitieren können. Es hilft, die Gehfähigkeit zu verbessern und das Risiko für Geschwüre und schlecht heilende Wunden zu senken.
Physiotherapie beim Krankheitsbild Diabetes
Die Behandlung von Diabetes erfordert nicht nur eine medizinische Betreuung, sondern auch eine umfassende physische Unterstützung. Wir von Physio Station bieten eine Vielzahl von Therapien, die speziell darauf ausgerichtet sind, die Lebensqualität von Menschen mit Diabetes zu verbessern. Durch Sportphysiotherapie können Sie gezielt Ihre körperliche Fitness steigern, was entscheidend zur Blutzuckerkontrolle beiträgt. Zudem hilft die Manuelle Therapie dabei, durch Diabetes verursachte muskuläre Verspannungen und Gelenkprobleme zu lindern. Die Lymphdrainage unterstützt den Abtransport von überschüssiger Flüssigkeit, was insbesondere bei diabetischen Patienten mit Ödemen von Vorteil ist.
Mit diesen individuell angepassten Therapien können Sie entscheidend dazu beitragen, die körperlichen Folgen von Diabetes zu minimieren und Ihre allgemeine Gesundheit zu fördern.