Entstehung und Ursachen von Demenz
Der Begriff „Demenz“ stammt aus dem Lateinischen und bedeutet „vom Geist entfernt“. Er beschreibt eine Gruppe von Symptomen, bei denen das Gehirn Informationen nicht mehr richtig verarbeiten kann, und umfasst über 50 Krankheiten, die als unterschiedliche Formen der Demenz gelten. Ursachen sind oft der Verlust von Nervenzellen oder Durchblutungsstörungen im Gehirn. Diabetiker haben ein höheres Risiko, während Medikamente, Vitaminmangel, Verletzungen und Infektionen seltener für die Entstehung verantwortlich sind. Eine genaue Diagnostik ist wichtig, um reversible Formen wie die Depressionsdemenz zu erkennen.
Studien zufolge sind 65 % der Demenzfälle auf Alzheimer zurückzuführen und durch eine Proteinablagerung, die die Zellkommunikation stört, verursacht. Die vaskuläre Demenz entsteht durch Schädigungen der Blutgefässe im Gehirn und macht 22 % der Fälle aus. Frontotemporale Demenz führt zur Schrumpfung bestimmter Gehirnbereiche und tritt häufig bei unter 65-Jährigen auf. Lewy-Körperchen-Demenz ist mit Parkinson-Symptomen verbunden und tritt in 2 % der Fälle auf. Mischformen aus neurodegenerativen und vaskulären Veränderungen nehmen mit dem Alter zu.
Risikofaktoren für Demenzerkrankungen
Demenz ist eine schnell wachsende Zivilisationskrankheit, die stark mit modernen Lebensgewohnheiten in Industrieländern zusammenhängt. Die WHO prognostiziert, dass sich die Zahl der Demenzerkrankungen bis 2030 um 53 % und bis 2050 um 113 % erhöhen wird. Unser heutiger Lebensstil spielt dabei eine zentrale Rolle. Früher legten Menschen im Durchschnitt 20 Kilometer pro Tag zu Fuss zurück, heute sind es nur noch etwa 800 Meter. Gleichzeitig hat sich die tägliche Kalorienaufnahme von 2120 auf 3539 Kalorien erhöht. Diese Veränderungen tragen zur Zunahme von Demenzerkrankungen bei.
Potenzielle Risikofaktoren, die etwa 35 % der Demenzfälle ausmachen, sind unter anderem:
- Bluthochdruck
- Fettleibigkeit
- Hörverlust
- Depressionen
- Diabetes
- Rauchen
- Soziale Isolation
- Geringe körperliche Aktivität
- Schlechte Ernährung
Demenz Symptome
Häufige erste Demenzanzeichen sind Gedächtnisstörungen, sozial unangemessenes Verhalten und Störungen der motorischen Funktionen. Weitere Symptome umfassen:
- Schrammen, Kratzer oder Blasen: Patienten verletzen sich häufiger, da sie weniger achtsam sind.
- Neigung zu Stürzen und Gangstörungen: Aufgrund von Unsicherheiten beim Gehen.
- Affektive Beschwerden: Wie Apathie, Depression und Angstzustände.
- Verwirrung und Orientierungsstörungen: Patienten haben Schwierigkeiten, sich zu konzentrieren und zurechtzufinden.
- Verhaltensauffälligkeiten: Unruhe, Aggression und Halluzinationen.
Gewichtsveränderungen und veränderter Appetit: Diese können durch die Krankheit selbst oder durch Medikamente verursacht werden.
Der Ablauf von Physiotherapie bei Demenz
Die Physiotherapie bei Demenzkranken folgt einem strukturierten Ablauf, um individuell auf die Bedürfnisse und Fähigkeiten jedes Patienten einzugehen und die bestmöglichen Therapieergebnisse zu erzielen. Hier finden Sie eine Übersicht über die typischen Schritte im Behandlungsprozess:
1. Erstgespräch und Anamnese: Beim ersten Termin führen unsere Physiotherapeuten ein ausführliches Anamnesegespräch mit dem Patienten und, wenn möglich, auch mit den Angehörigen. Hierbei werden die Krankengeschichte, aktuelle Beschwerden, Alltagsfähigkeiten und individuelle Ziele besprochen. Dieses Gespräch hilft, ein umfassendes Bild der gesundheitlichen Situation des Patienten zu erhalten und mögliche Kontraindikationen für bestimmte Behandlungen zu identifizieren.
2. Gründliche Untersuchung: Anschliessend erfolgt eine detaillierte körperliche Untersuchung. Die Therapeuten beurteilen Beweglichkeit, Muskelkraft, Koordination, Gleichgewicht und Gangmuster des Patienten. Diese Untersuchung liefert wichtige Informationen über den aktuellen Gesundheitszustand und hilft, spezifische Behandlungsziele zu definieren.
3. Erstellung eines individuellen Therapieplans: Basierend auf den Ergebnissen des Erstgesprächs und der Untersuchung wird ein massgeschneiderter Therapieplan erstellt. Dieser Plan berücksichtigt die individuellen Bedürfnisse, Fähigkeiten und Ziele des Patienten. Er umfasst spezifische Übungen und Aktivitäten, beispielsweise im Rahmen der MTT, die darauf abzielen, die körperliche und geistige Leistungsfähigkeit zu verbessern und die Alltagskompetenzen zu erhalten oder zu steigern.
4. Durchführung der Therapie: Die eigentliche Therapie umfasst eine Vielzahl von Übungen und Techniken, die auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sind. Dazu gehören:
- Körperliche Übungen: Um die Muskelkraft, Beweglichkeit und Ausdauer zu fördern.
- Gleichgewichts- und Koordinationstraining: Zur Verbesserung der Stabilität und Reduzierung des Sturzrisikos.
- Gangtraining: Zur Verbesserung des Gehens und der Mobilität.
- Kognitive Übungen: Zur Förderung der geistigen Fitness und zur Stärkung der kognitiven Funktionen.
5. Regelmässige Überprüfung und Anpassung: Der Therapieplan wird regelmässig überprüft und bei Bedarf angepasst, um sicherzustellen, dass er weiterhin den Bedürfnissen und Fortschritten des Patienten entspricht. Dies beinhaltet eine laufende Bewertung der körperlichen und kognitiven Fähigkeiten sowie eine Anpassung der Übungen und Techniken, um optimale Ergebnisse zu erzielen.
6. Einbeziehung der Angehörigen: Die Einbeziehung der Angehörigen in den Therapieprozess ist oft entscheidend für den Erfolg der Behandlung. Angehörige können wichtige Unterstützung im Alltag bieten und helfen, die Therapieziele auch ausserhalb der Sitzungen zu verfolgen. Sie werden über den Fortschritt des Patienten informiert und erhalten Anleitungen, wie sie den Patienten im täglichen Leben unterstützen können.
7. Nachsorge und Langzeitbetreuung: Demenz ist eine fortschreitende Erkrankung mit mehreren Demenzstadien, daher ist eine langfristige Betreuung und regelmässige Nachsorge wichtig. Nach Abschluss der intensiven Therapiephase bieten wir regelmässige Kontrolltermine an, um den Fortschritt zu überwachen und bei Bedarf weitere Behandlungsmassnahmen zu ergreifen. Dies hilft, die erreichten Fortschritte zu erhalten und gegebenenfalls neue Therapieziele zu setzen.
Durch diesen strukturierten und individuellen Ansatz bietet die Physiotherapie bei Demenz Patienten eine wertvolle Unterstützung, um ihre Lebensqualität zu verbessern, Alltagsfähigkeiten zu erhalten und den Krankheitsverlauf positiv zu beeinflussen.
Die Rolle der Physiotherapie bei Demenz
Physiotherapie für Demenzkranke kann eine wichtige Rolle bei der Behandlung von Demenz spielen, indem sie die Lebensqualität und die Alltagsfähigkeiten der Patienten verbessert. Die Hauptbereiche, in denen Physiotherapie hilfreich sein kann, sind die folgenden:
- Verbesserung der körperlichen Aktivität: Regelmässige körperliche Aktivität kann dazu beitragen, neue Nervenzellen im Gehirn zu bilden und bestehende Nervenzellen zu stärken. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die regelmässig Sport treiben, ein um 45 % geringeres Risiko haben, an Alzheimer zu erkranken.
- Förderung der kognitiven Funktionen: Durch Übungen, die gleichzeitig körperliche und kognitive Fähigkeiten erfordern, wie z.B. das Training auf dem Skillcourt, können Patienten ihre geistige Gesundheit und Reaktionsfähigkeit verbessern.
- Unterstützung bei der Bewältigung von Alltagsaufgaben: Individuell angepasste Übungen können Patienten helfen, ihre Mobilität und Selbstständigkeit im Alltag zu erhalten. Dies umfasst Übungen zur Verbesserung des Gleichgewichts, der Kraft und der Koordination.
- Linderung von Begleitsymptomen: Physiotherapie kann auch dazu beitragen, Symptome wie Depressionen, Angstzustände und Schlafstörungen zu lindern. Durch gezielte Bewegung und Entspannungstechniken können Patienten ihr allgemeines Wohlbefinden verbessern.
Die Optimierung des Lebensstils als präventive Massnahme
Lebensstiländerungen können das Risiko, an Demenz zu erkranken, erheblich beeinflussen, weshalb es wichtig ist, dass diese ergänzend zu den physiotherapeutischen Massnahmen im Alltag der Betroffenen integriert werden. Relevante Faktoren, die dabei eine Rolle spielen, sind:
- Ernährung: Eine ausgewogene Ernährung kann entzündliche Prozesse im Körper reduzieren und somit das Demenzrisiko senken. Eine Reduktion des Bauchfetts und eine Verbesserung der Darmflora sind dabei besonders wichtig.
- Körperliche Aktivität: Regelmässige Bewegung fördert nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch die geistige Fitness. Studien zeigen, dass Menschen, die aktiv sind, ein geringeres Risiko haben, an kognitiven Beeinträchtigungen zu leiden.
- Kognitives Training: Übungen, die das Gehirn fordern, wie Rätsel lösen oder das Erlernen neuer Fähigkeiten, können die kognitive Reserve stärken und das Demenzrisiko verringern.
- Soziale Interaktion: Ein aktives soziales Leben und die Teilnahme an Gemeinschaftsaktivitäten können das Risiko sozialer Isolation verringern und das geistige Wohlbefinden fördern.
- Schlaf: Eine gute Schlafqualität ist wichtig für die Erholung des Gehirns und kann dazu beitragen, das Risiko von Demenzerkrankungen zu senken.